New Design Oslo
Minimalistisches Design mit viel Gefühl
Die neue norwegische Design-Szene liebt natürliche Materialien und Farben. Aber die Kreationen der Norweger sind farbiger und verspielter als die ihrer schwedischen und dänischen Kollegen.
Das harte Klima an der stürmischen Küste und in den rauen Bergen Norwegens fordert den Norwegern einiges ab. Bis im Meer Öl und Gas gefunden wurden, war das Land arm. „Unsere Vorfahren mussten die wenigen Dinge, die es gab, effizient nutzen und sie häufig wiederverwenden. Der Gedanke des Recycelns ist also seit Generationen in unserem Bewusstsein verankert“, sagt Benedicte Sunde von DogA, dem Norwegian Centre for Design and Architecture. Die staatliche Organisation fördert die Zusammenarbeit zwischen kreativen Talenten und Unternehmen.
Die Not machte erfinderisch. So verwendeten norwegische Weberinnen zum Beispiel Karotten, um Wolle zu färben. Dem aktuellen norwegischen Design merkt man diese Geschichte an. „Das norwegische Design ist verspielter und teilweise bunter als sonst in Skandinavien“, sagt Sunde. Vielleicht gerade, um die neuen Möglichkeiten auszuspielen.
Das preisgekrönte Design-Duo Anderssen & Voll hat beispielsweise mit seinen Mono-, Oslo- und Outline-Sofas in leuchtenden Farben international Aufsehen erregt. Inzwischen arbeiten Torbjørn Anderssen und Espen Voll unter anderem für den dänischen Hersteller Muuto.
Die neue norwegische Designer-Generation entwirft auch für andere international erfolgreiche Hersteller wie Hay, &Tradition, Gubi, Asplund oder FontanaArte. Ihnen gemeinsam ist das minimalistische, aber raffinierte Design, das immer wieder Geschichten erzählt. Wie die Objekte von Morten Skjærpe Knarrum und Jonas Norheim (Morten & Jonas) mit außergewöhnlichen Namen wie Me, einer Leuchte, oder dem „Bake Me a Cake“-Table.
Der 28-jährige Edvin Klasson, ein weiterer junger Norweger, hat einen dreibeinigen Stuhl entworfen und ihn nach dem ägyptischen Gott des Schreibens benannt: Tot. Klasson studierte wie viele der heutigen Großen an der Architektur- und Design-Hochschule Oslo, deren Design-Institut zu den besten der Welt gehört. Den Designer Lars Beller Fjetland inspirierten vom Meer angespültes Treibholz und Korkreste. Er gestaltete einen Holzstuhl, dessen Sitzfläche aus weichem Kork besteht. Selbst die orangerote Bank aus der Pop-Reihe von Kristine Five Melvær „ist von der Natur inspiriert“, so die Designerin. Der Rahmen und die Füße sollen an einen Ast, die Rückenlehne an ein durchlöchertes Blatt erinnern. Für ihre Entwürfe hat sie mehrere nordische Preise gewonnen. Ginge es nach ihr, sollten die Designs ein Leben lang gefallen und an die nächste Generation weitergegeben werden: „So wie unsere Liebe zu der hier allgegenwärtigen Natur.“ Text: Alva Gehrmann
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