Neues Leben in der Fabrik
New York liebt den Charme der Industrie. Die deutsche Architektin Bettina Johae über den Industrial Style. Wie ist er in New York entstanden, und was hat ihn so populär gemacht?
Es gibt nicht viele Menschen, die sich in New Yorks Architektur so gut auskennen wie Bettina Johae. Die deutsche Architektin ist Gründerin von aplusnyc (aplusnyc.net). Mit ihrer Firma organisiert sie Architektur- und Kunsttouren in der Metropole.
CI-Magazin: Warum gilt New York als Trendsetter beim Industrial Style Living?
Bettina Johae: Durch die Vergangenheit als Hafenstadt gab es hier viele Industriebauten und Lagerhallen. Außerdem war man schon früh gezwungen, neuen, günstigeren Wohnraum zu erschließen.
CI-Magazin: Wie definieren Sie denn Industrial Style Living?
Bettina Johae: Ich verstehe darunter, dass von den industriellen Gebäuden, die zu Wohnraum umgebaut werden, markante Teile erhalten und integriert werden. Man zelebriert die alten funktionalen Elemente, diese tollen großen Fenster, den Sichtbeton, die unverputzten Ziegelwände, die nicht verborgene Haustechnik – Wasserleitungen, Stromleitungen, Sprinkleranlagen, Feuertüren aus Metall. Und natürlich Metall in Form von Stützpfeilern aus Gusseisen. In den Lofts in SoHo sind zudem oft die alten Decken aus Zinn erhalten. Andererseits werden die populären Elemente dieser Lofts bei der Planung neuer Bauten, vor allen Dingen im Luxusbereich, integriert: offene Grundrisse, hohe Decken, Betonböden.
CI-Magazin: Wo würden Sie in New York einen Stopp einlegen, um das Thema Industrial Living zu illustrieren?
Bettina Johae: (Lacht) Fast überall. Vor allen Dingen im Cast Iron District in SoHo, der ja als Gewerbegebiet gebaut wurde, mit der Textilproduktion in den oberen Etagen und dem Verkauf der Stoffe in den Ladenlokalen darunter. SoHo wurde dann in den 1960er-Jahren von Künstlern umgewandelt zu Lofts mit Lebens- und Arbeitsbereich.
CI-Magazin: Der Trend zum Industrial Living hält also seit damals an?
Bettina Johae: Der Trend ist stark, er umspannt alle Alters- und Einkommensgruppen. Vom lässigen Stil junger Künstler und Musiker, die die Lofts in Brooklyn im Stadtteil Bushwick umbauen und beziehen, bis hin zum Luxusprojekt. Es ist immer noch ein Stil, der für kreatives Leben steht, oft in Kombination mit Möbeln aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Loft-Stil kann mit einem eklektischen Mix, mit Antiquitäten, mit Trödel oder auch mit hochkarätigen neuen Möbeln kombiniert werden.
CI-Magazin: Wie sorgt man dafür, dass dieser Stil nicht zu kalt und unnahbar wirkt?
Bettina Johae: Heute sind Lofts eklektischer, verspielter und dadurch wärmer. Bei High-Tech-Style denke ich an Metall und Minimalismus. Der Trend zur Wiederverwendung von altem Holz ist in den letzten 10, 15 Jahren entstanden. Möbel und Kücheninseln und -oberflächen werden aus den alten Deckenbalken gebaut. Außerdem gibt es inzwischen mehr Mut zur Farbe, zu Tapeten und zu Stoffen. Im Wythe Hotel wurden zum Beispiel Tapeten von örtlichen Designern mit Bezug zur Umgebung entworfen. Darauf sieht man den Wasserturm, auf den man auch aus dem Fenster schaut.
Das ganze Interview von Doris Chevron mit Bettina Johae über das Leben im Industrial Style in New York lesen Sie in der neuesten Ausgabe des CI-Magazins. Bestellen Sie in der DWD kostenlos Ihr neues CI Magazin oder holen Sie sich Ihr Exemplar bei uns im Geschäft ab.