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Das Kaffeehaus als Vorbild fürs Büro

Die Welt des Arbeitens verändert sich rasant. Nirgendwo wurde das deutlicher als auf der Orgatec, der internationalen Leitmesse für Office und Objekt.

Die Welt des Arbeitens verändert sich rasant. Nirgendwo wurde das deutlicher als auf der Orgatec, der internationalen Leitmesse für Office und Objekt, die Ende Oktober wieder in Köln stattfand.

Weil sich die Arbeitsorganisation ändert und damit auch die Räume, in denen gearbeitet wird, öffnet sich die Welt der Büroeinrichtung immer mehr hin zum Wohnen mit WLAN-Anschluss – und lockt Hersteller an, die sich bislang eher aufs private Einrichten konzentrierten. Von Vitra bis Thonet, von Arper bis Carl Hansen, von COR bis Menu, von Alias bis Flötotto oder Lapalma zeigten Hersteller auf der Orgatec, was sie fürs moderne Arbeiten in ihrer Kollektion haben.

In Multi-Space-Arbeitsumgebungen wird die Arbeitgeberattraktivität signifikant positiver bewertet, Zusammenarbeit viel stärker gelebt, und insgesamt besteht eine wesentlich höhere Unterstützungsfunktion der Arbeitsumgebung als in klassischen Büros. Das hat eine Studie von Fraunhofer IAO herausgefunden. Multi-Space-Arbeitsumgebungen spiegeln danach am geringsten Hierarchie in der räumlichen Anordnung wider. Dafür werden hier Projektstrukturen signifikant stärker abgebildet als in Einzelbürostrukturen. Und je weniger hierarchische Strukturen räumlich abgebildet werden, desto attraktiver wird der Arbeitgeber – eine wichtige Erkenntnis in Zeiten des Mangels an qualifizierten Mitarbeitern. Das Interieur spielt eine entscheidende Rolle, denn es geht auch um die Darstellung der eigenen Identität, um die Vermittlung von Haltung und Werten gegenüber Kunden, Partnern und – besonders wichtig – den eigenen Teams. Als Reaktion auf schnelle Veränderungen in ihren Märkten setzen immer mehr Unternehmen auf eine agile, sich ständig wandelnde Organisationsstruktur. Sie schaffen sich keine definitiven Arbeitsumgebungen, sondern setzen auf leichte, bewegliche Strukturen, die sich jederzeit schnell anpassen oder an einen neuen Standort transportieren lassen. Sie mieten Möbel und Räume, statt sie zu besitzen.

Diesen Entwicklungen tragen auch die Hersteller Rechnung. Vitra etwa entwickelt seit langem Lösungen für die sich ständig verändernde Arbeitswelt und Produkte, die auf die Herausforderungen einer Ära eingehen, diese aber überdauern und von der nächsten Generation wertgeschätzt werden. Auf der Orgatec präsentierte das Unternehmen in einer eigenen Halle drei verschiedene Raumkonzepte, die Lösungen für die veränderten Bedürfnisse des modernen Arbeitens aufzeigen: das „Shared Office“ von Barber & Osgerby, das „Superflexible Office“ von Konstantin Grcic und das „Company Home“ von Sevil Peach. Nora Fehlbaum, CEO von Vitra, sagt dazu: „Wir sehen heute Menschen überall dort arbeiten, wo sie gerade sind – in Hotel-Lobbys, auf Flughäfen, in Cafés, am Strand oder in einem Zug zwischen A und B. Diese Entwicklungen verwandeln den öffentlichen Raum mehr und mehr in einen produktiven Arbeitsort.“

Das Büro wird dabei nicht verschwinden, weil das Bedürfnis nach realem, direktem Austausch ungebrochen ist und mit der zunehmenden Virtualisierung sogar eher steigt. Einige der erfolgreichsten Unternehmen unserer Zeit erschaffen sich einen Campus – eine Home Base für ihre Belegschaft, als Unterstützung des traditionellen Rituals der Zusammenarbeit an einem Ort. Heute ist das Büro dem Kaffeehaus von einst vergleichbar – und wer würde sich hier besser auskennen als die Experten von Thonet, den Erfindern des klassischen Kaffeehaus-Bugholzstuhls. Es ist ein Ort, an dem mehr stattfindet als nur der Aufenthalt an einem fixen Arbeitsplatz. Ein Ort, wo man temporär lebt, wo Mobilität und Flexibilität und natürlich die direkte und digitale Kommunikation die entscheidende Rolle spielen. It’s all about communication: Die neuen Arbeitsformen transformieren Räume in „Living Offices“, in denen flexible Szenarien gefragt sind. Die Einrichtung moderner, zeitgemäßer Büros ist eine Frage der Gestaltung von Kommunikation und Aufenthaltsqualität geworden – Thonet zeigte dafür die passenden Lösungen.